Weltwassertag – Dehydrierung / Hyperhydrierung

Jeder hat schon einmal gehört, dass man als Schiffbrüchiger nicht seinen Bedarf an Wasser durch salziges Meerwasser decken kann.

Dabei hatte der damals 28 Jahre alte Alain Bombast, im Sommer 1952 von Gran Canaria aus, per Schlauchboot, in 65 Tagen die Karibik erreicht und sich nur von Meerwasser, den Säften aus rohen Fisch und gefangenen Meerestieren ernährt. (Nahrung und Trinkwasser hatte er verplombt an Bord, um im Notfall davon Gebrauch machen zu können, was er aber nicht tat).

4 Jahre später untersuchte der deutsche Arzt Hannes Lindemann den Verzehr von Salzwasser, in dem er versuchte, den Atlantik zu überqueren und dabei Logbuch führte. Später wurde sein Werk „Allein über den Ozean“ Grundlage für Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, der selbst die NASA folgte. Lindemann erging es nicht so gut wie Bombast: Sein Durst wurde unerträglich, Hände und Füße schwollen an und nur das Regenwasser rettete ihn. Er beschuldigte später Bombast, zusätzlichen Proviant gehabt und nur deswegen so gut die Überfahrt in die Karibik gemeistert zu haben.

Fakt ist: Zu viel Salzwasser ist schädlich! Aber warum?

Werfen wir zunächst einen Blick auf den Wasseranteil im Körper: Fettfreie Körpermasse hat einen Wasseranteil von 73%. Fettgewebe hat einen relativ niedrigen Wasseranteil.

Weil Frauen im Durchschnitt einen leicht höheren Fettanteil haben als Männer ist Ihr Wasseranteil im Körper 55%, der der Männer 65%.
Im Alter nimmt bei beiden der Wassergehalt ab (die Falten deswegen leider zu).
Um der Frage warum Salzwasser schädlich ist einen Schritt näher zu kommen, müssen wir wissen, auf welche Räume sich das Körperwasser verteilt:

Die Flüssigkeit in den Zellen (intrazelluläre Flüssigkeit),
die Flüssigkeit zwischen den Zellen (interstitielle Flüssigkeit),
der flüssige Anteil des Blutes in den Gefäßen (Blutplasma),
die transzelluläre Flüssigkeit (Galle, Flüssigkeit in den Augenkammern, Gehrin- und Rückenmarkflüssigkeit)

Die Flüssigkeit zwischen den Zellen und die zellreiche Flüssigkeit in den Gefäßen wird als Extrazelluläreflüssigkeit zusammen gefasst (Außerhalb der Zellen Flüssigkeit).

Wenn es nun zu Störungen im Wasserhaushalt unseres Körpers kommt, betrachten wir extrazellulär und intrazellulär und reden von Dehydratation, wenn zu wenig Wasser im Körper ist und Hyperhydratation, wenn zu viel Wasser im Körper ist.

Weitere wichtige Faktoren sind Elektrolyte und andere Stoffe die in unserer Körperflüssigkeit vorkommen. Wasser und Teilchen versuchen eine bestimmte Konzentration aufrecht zu erhalten in den Zellen und im Blut.

Symbolfoto einsame Insel ©Ruhrmedic

Wenn ein Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel nun viel salziges Meerwasser trinkt, was aufgrund des Salzes eine höhere Konzentration hat, als der Harn, der in unseren Nieren gebildet wird, bleiben Salze im Körper zurück. Dieses Salz aktiviert Rezeptoren, worauf unser Gehirn denkt: DURST! Du musst mehr trinken und weniger Wasserausscheiden per Urin!
Obwohl der Schiffbrüchige, nachdem trinken des Meerwassers, schon viel Wasser im Körper hat, also eine Hyperhydratation vorliegt, führt die hohe Salzkonzentration dazu, dass er noch mehr Verlangen hat, Wasser zu trinken. Ein Teufelskreis entsteht, was zum Tod führt.

Eine andere Form der „Wasservergiftung“ geschah, als amerikanische Studenten statt mit Bier, Wasser für ihr Wetttrinken nahmen:
Der Körper, nahm viel normales Wasser, ohne genügend Elektrolyte, in kürzester Zeit auf. Die Elektrolyte sind aber wichtig, um ein Gleichgewicht der Konzentration aufrecht zu erhalten. Er weiß irgendwann nicht mehr wohin mit dem Wasser, die Zellen schwellen an, sogar im Gehirn. Das Hirn schwillt so weit an, dass gerade der Teil, der für die Atmung wichtig ist, am Schädelknochen eingeklemmt wird, was ebenfalls im Tod enden kann.
Weil die Elektrolytkonzentration des Bieres, mehr der des Körpers entsprochen hätte (isoton ist), wäre Bier die bessere Wahl gewesen.

Was passiert denn beim vielen Schwitzen?

©Stephan Kröller

Marathon Läufer, die in der prallen Sonne sich verausgaben, oder auch Hochofenarbeiter, die körperlich hart arbeiten und hohen Temperaturen ausgesetzt sind, verlieren nicht nur Flüssigkeit durch den Schweiß, sondern auch Elektrolyte. Im Extrazellulärraum und Blutplasma  ist also weniger Salz.
Damit das Konzentrationsverhältnis wieder ausgeglichen wird, fließt Wasser aus dem Extrazellulärraum in die Zellen. Die Zellen schwellen an, der Druck in der Zelle steigt und im Extrazellulärraum passiert genau das Gegenteil: Weniger Volumen und der Blutdruck sinkt.

Sanitäterin mit Tropf
Symbolfoto Infusion ©Ruhrmedic

Auch bei Magen-Darm Infekten mit Durchfall laufen ähnliche Mechanismen im Körper ab.
Deswegen ist es in beiden Fällen wichtig, nicht nur die verlorene Flüssigkeit zu ersetzen, sondern auch die Elektrolyte. Hierfür gibt es spezielle Elektrolytlösungen in der Apotheke oder in besonders schweren Fällen werden Infusionen notwendig.

Auch der typische Kater mit Kopfschmerzen, nach einer durchzechten Nacht, ist nichts anderes als eine Dehydratation der Gehirnzellen. Präventiv empfiehlt sich zu jedem Glas Alkohol 1-2 Gläser Wasser zu trinken.

Nach Studien der Washington University zur Dehydratation sind ca. 75 % der US Amerikaner  chronisch dehydriert und 37 % davon haben einen schlechten Durstmechanismus, was zu einer Verwechslung von Hunger mit Durst und steigender Fettleibigkeit führt. Daher ist es ratsam bei Hunger zunächst ein Glas Wasser zu trinken.
Erstes Anzeichen einer Dehydratation ist oft „Tagesmüdigkeit“. Sinkt das Körperwasser um 2 %
entstehen Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, Konzentrationsstörungen, Dyskalkulie (Rechenschwäche, Zahlenblindheit).

Wie viel soll ich eigentlich trinken?

Als Faustregel kann man sich merken:

0.03 Liter pro Kilogramm Körpergewicht.

Bei körperlicher Betätigung, Sport, Hitze oder Erkrankungen kann die tägliche, erforderliche Trinkmenge allerdings nach oben oder unten abweichen, so dass Ruhrmedic rät, bei Unsicherheit, sich immer an einen Arzt zu wenden.

Wenn ihr nun Lust auf weitere Gesundheitsthemen bekommen habt, schaut euch unsere bisherigen Artikel im Ruhrmedic Blog an oder informiert euch über unsere Erste-Hilfe Kurse.

www.Lebensretter-gesucht.info

Glück auf!

Euer Fabian vom Ruhrmedic Team